
Sibirski pečat
Memoiren von Agata Oreški (1906–1991), einer kroatischen Revolutionärin und der einzigen Frau aus Jugoslawien, die Stalins Konzentrationslager überlebte. Das Buch wurde von ihrem Sohn Vlado Oreški und Milan Nikolić zusammengestellt, mit einem Vorwort von
Das Buch schildert die achtjährige Tortur in den sowjetischen Gulags von 1937 bis 1945 während des Großen Terrors. 1935 schickte das Zentralkomitee der Kommunistischen Partei Jugoslawiens auf Anraten von Josip Broz Tito Agata – die Witwe des ermordeten SKOJ-Sekretärs Mijo Oreški – mit ihrem achtjährigen Sohn Wladimir in die UdSSR, um der Verfolgung und Armut im Königreich Jugoslawien zu entfliehen. Statt Sicherheit zu finden, geriet Agata in Stalins Terror: Der NKWD nahm ihr den Sohn weg (der in ein Waisenhaus kam) und verhaftete sie 1937 unter dem Vorwurf, eine „jugoslawische Spionin“ zu sein. Nach Folter, endlosen Verhören und Misshandlungen (physischer und psychischer Art) wurde sie zu acht Jahren Haft verurteilt, ohne ein Geständnis abzulegen.
Der Leidensweg führt durch das Gefängnis in Brjansk (wo sie Hunger, Krankheiten und Misshandlungen erleidet), das Konzentrationslager Archangelsk (Kälte, Zwangsarbeit), das Vernichtungslager Papinka (hohe Sterblichkeit, Hunger, Epidemien) und Talaga (Sibirische Minen, qualvolle Arbeit bei -50 °C, Verlust von Kameraden). Agata beschreibt den Höllenalltag: Essensreste, Krankheiten (Typhus, Ruhr), Selbstmorde, aber auch die Solidarität der Gefangenen – zumeist Frauen aus verschiedenen Ländern, darunter Jugoslawinnen und Internationalistinnen. Sie überlebt dank ihres Willens, ihres Glaubens an den Kommunismus (der sie verraten hat) und ihrer mütterlichen Fürsorge für ihren Sohn, den sie 1945 dank Titos diplomatischer Interventionen in Zagreb wiedersieht.
Das Buch enthüllt das Paradoxon des kommunistischen Idealismus: Ein humanitärer „Ausweg“ verwandelt sich in einen Albtraum des Verrats. Agata, eine unbeugsame Idealistin, bezeugt die Entmenschlichung im Gulag – ein Symbol des Totalitarismus – aber auch die menschliche Widerstandskraft, Freundschaft und Hoffnung. Der pessimistische Ton erinnert an Solschenizyn, jedoch mit einer intimen, weiblichen Perspektive: mütterliche Liebe gegen die Maschinerie des Bösen.
Goldsteins Vorwort ordnet die Ereignisse in Stalins Säuberungen ein, unter denen auch jugoslawische Kommunisten (die des Trotzkismus beschuldigt wurden) litten. Dieses Zeugnis ist nicht nur eine persönliche Geschichte, sondern eine Warnung vor den Gefahren von Fanatismus und Totalitarismus. Agatas Mut hinterlässt einen „sibirischen Stempel“ – eine Narbe des Überlebens, die Geschichte prägt.
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