
Zagrepčanka
Branislav Glumac veröffentlichte 1974 einen Roman ohne Punkte und Kommas, den unerbittlichen Gedankenstrom eines jungen Rebellen. Das im sozialistischen Jugoslawien erschienene Werk löste mit seiner Offenheit einen Skandal aus und wurde zu einem Klassiker
Marijana, die Tochter eines angesehenen Leiters einer gynäkologischen Klinik, aufgewachsen im falschen Glanz der Zagreber Elite, lehnt alles ab: ihre medizinische Ausbildung, die Heuchelei ihrer Familie, die patriarchalische Ordnung. Sie wird Escort-Dame, ein Nachtfalter, der die reichen Bekannten ihres Vaters mit Leidenschaft erfüllt – Richter, Ärzte, Politiker. Zagreb wird zu ihrem Jagdrevier: Clubs, Hotels, versteckte Räume voller Lust und Geheimnisse. Sie schläft mit älteren Männern und sucht in ihnen die Freiheit, die ihr die Welt verwehrt, doch jede Begegnung hinterlässt eine tiefe Wunde – eine Mischung aus Euphorie und Scham.
Ihr langjähriger Liebhaber Lujo, reif und sanft, versucht sie zu retten, doch sein Tod zerstört ihre zerbrechliche Welt. Vanja, ein rauer Arbeiter aus der Vjesnik-Druckerei, kommt wie ein Wind der Veränderung: wahre, rohe Liebe, die nach Straßenleben und sozialistischem Traum riecht. Der Schlüsselmoment kommt jedoch, als Marijana, schwanger von einem Kunden, zu ihrem Vater kommt, um eine Abtreibung vornehmen zu lassen – ein Moment der Subversion, in dem die Eliten in Heuchelei verfallen. Das Leben führt sie durch ein Labyrinth von Emotionen: Wut auf ihre Eltern, Hunger nach Freiheit, tiefe Depression. Am Ende begräbt Glumac sie in Hoffnungslosigkeit – ohne Retter, nur mit Rissen in ihrer Seele, die nicht heilen wollen.
Das Buch drückt Rebellion gegen die sozialistische Norm aus, plädiert für Promiskuität als Waffe gegen Heuchelei und beschreibt das Trauma des Lebens in einer Stadt der Lügen. Glumac beleuchtet weibliche Sexualität in einer Männerwelt, in der Freiheit Seelen kostet. Wenn Sie den Puls des Zagreb der 70er Jahre spüren möchten – roh, ungefiltert – ist dies ein Roman, der Sie verschlingt und verändert wieder ausspuckt. Ausgaben sind selten, aber es lohnt sich, danach zu suchen!
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