
Lijevo od istoka, desno od zapada
Der Literaturwissenschaftler und Kunsthistoriker Matija Bošnjak untersucht in seiner Aufsatzsammlung „Links vom Osten, rechts vom Westen“ die literarische Moderne Bosniens und Herzegowinas als einen Raum kultureller Hybridität – links vom Osten, rechts vo
In gelehrten, polemischen Analysen seziert Bošnjak die Grenzen zwischen Tradition und Moderne, ketzerischem Erbe und westlichen Einflüssen und beleuchtet die existenzielle Schwebe der nachosmanischen Welt, in der die Identität im Konflikt mit Orientalismus und Rationalismus fragmentiert ist.
Ein zentraler Essay befasst sich mit gnostischen Motiven in der Dichtung von Mak Dizdar, in der der Geist der bosnischen Kirche – ketzerischer Dualismus, bogomilische Apokryphen wie das Geheime Buch – in Kamena spavača anklingt. Dizdar rettet das Erbe vor dem Vergessen und kritisiert die Fälschungen der Sevdalinka. Symbole (Kreise des Schmerzes, Orant) sind mit dem Katharismus verknüpft: Die Welt ist das Werk eines falschen Gottes, Seelen sind gefangene Engel, die erotische Distanz in den Versen (Sonnenchristus, Tod) spiegelt den Antikosmismus wider.
Der zweite Essay analysiert Skender Kulenovićs „Ponornica“, in dem Pantheismus (Spinoza) und Dekadenz (Huysmans, Wilde) den Zerfall des Feudalismus veranschaulichen. Die Figuren begegnen der Transzendenz in Körper und Natur; Dekadenz ist Gleichgültigkeit gegenüber dem Zusammenbruch – sozial, familiär, sexuell –, wo Vitalität der Leere gegenübersteht und die Rückkehr Entfremdung mit sich bringt.
Bošnjak verbindet Theorie und Praxis und betont die Komik als ernste Dimension. Sein hermeneutischer Stil offenbart poetische Dunkelheit: Das Leben ist Abgrund und Quelle zugleich. Die Sammlung zeugt von einer profunden Auseinandersetzung mit dem kulturellen Erbe und macht Bošnjak zu einer neuen Stimme in der Literaturkritik.
Es werden zwei Exemplare angeboten





