
Devet
„Neun“ (1999) von Andrzej Stasiuk, einem der bedeutendsten polnischen Gegenwartsautoren, ist ein ungewöhnlicher Thriller über den kleinen Ladenbesitzer Paweł, einen modernen Odysseus, dessen Leben sich schlagartig ändert, als er von Schuldeneintreibern au
Auf einer dreitägigen Wanderung durch das geteilte Warschau der späten 1990er Jahre – von der Licht- bis zur Schattenseite der Stadt – sucht Paweł nach Erlösung und begegnet neun Charakteren, von Kriminellen und Drogenabhängigen bis hin zu ganz normalen Mädchen und Männern. In ihren Geschichten erlebt er Verrat, Kämpfe, unerfüllte sexuelle Abenteuer und tiefgreifende symbolische Begegnungen, die das Chaos des postkommunistischen Polens offenbaren.
Stasiuk, 1960 in Warschau geboren, ehemaliger Deserteur und Häftling, lebt in den Karpaten, wo er den Czarne-Verlag leitet. In „Neun“ verbindet er Pathos mit Lyrik, Sarkasmus mit Kunstfertigkeit und schafft so ein poetisches Labyrinth urbanen Lebens. Deutlicher als jede Studie schildert der Roman eine Generation, die von Ideologie befreit, aber in der Entfremdung von Familie, Nachbarn und Freunden verloren ist. Warschau wird zu Joyces Dublin – einem metaphysischen Raum marginalisierter Seelen, in dem Lust, Gewalt und die Melancholie des Übergangs aufeinanderprallen.
Es endet abrupt, ohne Lösung, ohne Sieg oder Niederlage und lässt den Leser in Atem. Gelobt für seine sprachliche Raffinesse und Provokation ist „Neun“ einer der besten Romane der Neunziger, eine Brücke zwischen europäischer Tradition und zeitgenössischem Albtraum.
Angeboten wird ein Exemplar
- Spuren von Patina