
Gnusoba: karikatura
Svetislav Basara, ein Meister der satirischen Prosa, liefert in seinem Roman „Gräuel“ eine explosive, bittere Kritik an der serbischen Mentalität und der politischen Psychopathologie im Zeitalter der angeblichen Demokratisierung.
Die Handlung spielt am 12. März, dem Jahrestag der Ermordung von Premierminister Zoran Đinđić – ein Symbol für den vergeblichen Plan, dem „ruinierten Serbien“ Ordnung zu bringen und Primitivismus und kollektive Verkommenheit auszurotten. Die Hauptfiguren sind nicht bloß Figuren, sondern die „Abscheulichkeit“ selbst – eine Metapher für den sozialen Sumpf.
Zwei Freunde, Mandarić und Masleša, schlendern durch Belgrader Cafés und führen einen endlosen Dialog, der zwischen Euphorie und Depression schwankt. Mandarić, hin- und hergerissen zwischen bipolarer Störung und Lachanfällen, kommentiert die politische Elite, die SANU und den serbischen Narzissmus; Masleša, ein Fatalist, beruhigt ihn, indem er eine ähnliche Diagnose stellt: „In Serbien stirbt niemand, aber sie leben auch nicht wirklich.“ Đinđić erscheint als Witzbold mit subtilem Humor, als Opfer einer Ungerechtigkeit, die ewig währt, während der Tod zum Geschäft wird – vom „schlimmsten Ort zum Sterben in Europa“ zum Paradies für sterbende Reiche.
Die Themen sind zutiefst balkanisch: Primitivismus, Geschmacklosigkeit, die historischen Schichten serbischen Seins, Jugoslawien-Vergangenheit und die Absurdität des Postkommunismus. Basara seziert, wie das „demokratische Serbien“ in Abscheulichkeiten erstickt – einer Mischung aus Fremdenfeindlichkeit, Heuchelei und kollektivem Wahnsinn, in der jede Utopie nur eine neue Dimension des Grauens darstellt.
Der Stil ist revolutionär: ohne Absätze, ohne Interpunktion in Dialogen, Monologe, Gedanken und Hyperbeln verschmelzen zu einem chaotischen Bewusstseinsstrom. Schwarzer Humor und Ironie bringen einen zum Lachen, hinterlassen aber einen bitteren Nachgeschmack der Trauer um die Vergangenheit und warnen vor der Zukunft. Es ist, als ob Krleža mit der Schärfe von Andrić schriebe – eine Satire, die tief trifft und uns daran erinnert, dass die wahre Abscheulichkeit in uns selbst liegt.
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