
Samaritanac
In „Der Samariter“ untersucht Richard Price die Grenzen der Güte in einem verarmten Stadtghetto. Der Roman, eine Mischung aus Kriminalroman und Sozialdrama, spielt in der fiktiven Stadt Dempsey in New Jersey, wo Elend, Sucht und trügerische Erlösung aufei
Der Protagonist Ray Mitchell, ein 43-jähriger Jude, ehemaliger Kokainabhängiger und Taxifahrer, hat sich in Hollywood zu einem erfolgreichen Drehbuchautor entwickelt. Nach einem Skandal flieht er zurück in seine Heimatstadt, lebt von seinen Ersparnissen und versucht, die Beziehung zu seiner Teenager-Tochter Ruby zu kitten. Als „guter Samariter“ engagiert er sich ehrenamtlich als Schreibtrainer an seiner alten High School, spendet Geld für die Beerdigung seiner Freundin Carla Powell und mischt sich in das Leben der Einheimischen ein, in dem Glauben, helfen zu können.
Die Geschichte beginnt mit Ray im Krankenhaus, schwer verletzt nach einem Angriff. Er weigert sich jedoch, Anzeige zu erstatten. Stattdessen ermittelt er gegen Nerese Ammons, eine 41-jährige Afroamerikanerin und pensionierte Polizeihauptfrau – eine Bekannte aus Kindertagen, die Ray einst vor einer Vergewaltigung rettete. Ihre Ermittlungen decken ein komplexes Geflecht auf: Ray beginnt eine Affäre mit Danielle, Carlas 31-jähriger Tochter, einer ehrgeizigen Mutter, die Ray benutzt, um ihren Ehemann Freddy Martin eifersüchtig zu machen – einen intelligenten Drogendealer und Polizeispitzel. Ihr zwölfjähriger Sohn Nelson, ein literarisch begabter Junge, der von seinen Eltern vernachlässigt wird, freundet sich mit Ray an, doch dieser verlässt ihn aus Angst vor Freddys Drohungen.
Ray finanziert zudem die abenteuerlichen Machenschaften seines ehemaligen Schülers Selim Alamein, eines rebellischen Teenagers, der ihn manipuliert. Die Versuche, ihn zu „retten“, enden im Desaster: Eine Spende demütigt Carl, eine Affäre mit Danielle offenbart Rays narzisstische Motive, und Nelsons Zurückweisung provoziert Rache. In Rückblenden sehen wir, wie Ray in seinem Streben nach Wiedergutmachung für die Vergangenheit das Chaos nur noch vertieft – von häuslicher Gewalt bis hin zu Polizeikorruption.
Nerese deckt durch Gespräche mit Nelson die Wahrheit auf: Der Junge griff Ray aus Wut über seine Verlassenheit an, da er ihn als seinen Vater sah, der ihn verraten hatte. Der Roman endet mit einer Reflexion über falsche Wohltätigkeit – gute Taten haben ihren Preis, und im Ghetto dient „Hilfe“ oft dem Ego, nicht der Gerechtigkeit. Price verknüpft gekonnt schwarzen Humor, pointierte Dialoge und realistische Porträts und kritisiert so den amerikanischen Traum im Sumpf von Armut, Sucht und Rassenkonflikten. „Der Samariter“ ist eine tiefgründige Studie über schmerzende Empathie, die uns daran erinnert, dass Erlösung nicht einfach ist.
Weitere Exemplare sind verfügbar





