
Miljenko Jergović
„Rod“ von Miljenko Jergović, ein monumentaler Roman aus dem Jahr 2013, ein hybrides Opus von über 1000 Seiten, das Autobiografie, Fiktion, Dokumente und Reportage vereint, erzählt die Familiensaga der mütterlichen Linie vom späten 19. Jahrhundert bis ins
Die Geschichte beginnt mit Urgroßvater Karl Stublar, einem Banater Deutschen, der als Eisenbahner im bosnischen Teil der österreichisch-ungarischen Monarchie arbeitete. Zuhause sprach er Deutsch, außerhalb Serbokroatisch. Seine Familie durchlebt viele Schicksalsschläge: Jugoslawien, Zweiter Weltkrieg, Partisanenlager, Exil und den Krieg in Bosnien in den 1990er Jahren.
Der Roman ist in drei Teile gegliedert: „Die Stublars, ein Familienroman“ – eine Chronik der Vorfahren; „Mama Ionesco, ein Bericht“ – eine Geschichte über die Mutter; „Kalender der Alltagsereignisse, Fiktion“ – Fragmente über Nebenfiguren. Schlüsselereignisse: Großmutter Olga schickt ihren Sohn Mladen 1943 zu einer SS-Einheit, in der Annahme, dort sicherer zu sein als bei den Partisanen. Er stirbt jedoch in Slawonien; die Familie verwischt seine Spuren, was Olga mit Schuldgefühlen zurücklässt; Tochter Javorka lebt in einem von Instabilität, Abtreibungen und Depressionen geprägten Leben. Die Erzählerin (Jergović) wuchs bei ihrer Großmutter auf und wird mit der Krankheit und dem Tod ihrer Mutter konfrontiert.
Thematisch erkundet „Gender“ die Spannung zwischen individueller und kollektiver Identität in einer vielschichtigen, intimen Welt der Migration – von den Osmanen bis zu den Nachkriegskriegen Jugoslawiens. Die Familie ist ein Mikrokosmos des heterogenen Bosniens: staatenloses Leben, vererbte Traumata (Migräne, Unfälle), Kritik an Nationalismus und Faschismus, der von Karl geerbte Agnostizismus. Die Geschichte ist diskontinuierlich, und die Geschichte des Verfalls – von Familie, Kultur, Land – wird von persönlichen Verlusten geprägt.
Die postmoderne Struktur mit ihren Fragmenten, Briefen und Metalepsen vermischt Realität und Fiktion und macht den Roman zu einem Denkmal einer untergegangenen Welt. Jergović schreibt: „Die Familie ist der Ort, an dem Geschichte im Kleinen geschieht.“ „Gender“ ist eine Hymne an das verlorene Bosnien, eine Brücke zwischen dem Intimen und dem Universellen, die uns daran erinnert, dass „Identität nicht Blut, sondern eine Geschichte ist“.
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